Stichting Geschiedenis Kinder- en Jeugdliteratuur

 

Vijftien jaar geleden werd de Stichting Geschiedenis Kinder- en Jeugdliteratuur opgericht met als doel de bevordering en verbreiding van de kennis over de geschiedenis van de kinder- en jeugdliteratuur.

De doelgroep bestaat uit verzamelaars, onderzoekers, docenten, bibliotheekmedewerkers, museumdirecteuren en medewerkers, antiquaren en algemene liefhebbers van het oude kinderboek

Er zijn twee studiedagen per jaar, met sprekers en vaak het bezichtigen van een kleine tentoonstelling. Bovendien worden er een paar keer per jaar excursies georganiseerd , waarbij tentoonstellingen en collecties worden bezocht.

Vier keer per jaar ontvangen de donateurs het bulletin Berichten uit de wereld van het oude kinderboek met nieuws over activiteiten van de Stichting, artikelen van donateurs, actuele informatie over tentoonstellingen, publicaties en tijdschriften in binnen- en buitenland.

Kleine bijeenkomsten zijn de Mr. C.F. van Veenkring voor onderzoekers (tweemaal per jaar) en het Kinderboekencafé , een informele bijeenkomst die drie keer per jaar plaatsvindt.

Inlichtingen: F. Booy, Ferd. Huycklaan 36, 3743 AN Baarn, 035-5417336, e-mail fjbooy@zonnet.nl

Aanmelding: a.vd.bergh@haarlem.nl

www.hetoudekinderboek.nl

 

Jaarlijks houdt Die Gesellschaft für Kinder- und Jugendlitaraturforschung een congres in Kronberg. Ans J. Veltman-van den Bos hield daar een lezing in 2003. Aangezien de  lezingen  van dat symposium niet zijn gepubliceerd, laat ik hier de tekst volgen:

 

Van 7-9 juni 2007 is er een Jahrestagung in Erfurt. Het thema is Astrid Lindgren. 

 

Kontaktanschrift: www.gkjf.de

Er bestaat ook sinds kort een mogelijkheid om kinderboeken online te raadplegen.

Zie hiervoor http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb10/jubufo of www.gkjf.de/links.htm of www.gkjf.de/publikationen.htm

 

Nil sit in ore, quod non prius in sensu[1]

Nichts kann  ausgesprochen werden, was nicht zuerst sinnlich erfahren wird.

Die Emblembücher waren gerichtet auf Kinder. Die Kombination von schönen Bildern und anziehenden Texten kleidete die moralische Botschaft in milden Worte, damit nicht auf Widerstand gestossen würde.

Geschichte[2]

 

Kennzeichnend für die literarische Kunstform des Emblems (oder der Emblemata) sind drei Teile:  zuerst die Überschrift, die Motto oder Lemma genannt wird, in der Form eines kurzen Spruches, zweitens das Bild oder die Pictura und an dritter Stelle die Unterschrift, die Subscriptio genannt wird, manchmal in Gedichtform. In der Unterschrift wird der Sinn des Bildes erklärt.

Der erste Emblemdichter war ein Humanist aus dem sechzehnten Jahrhundert, der Italiener Andrea Alciato. Er versah eine Reihe Epigramme mit Bildern. Die Darstellung der tieferen Deutung  der Bilder war sehr wichtig. Hierzu möchte ich Ihnen ein Beispiel aufführen:

 

Ein Nussbaum voller Früchte beschwert sich über sein Schicksal. Nämlich:          

In einem Bubenstreich bewerfen Schelme den Baum mit Steinen, weil sie sich die Nüsse beschaffen wollen. Ein unfruchtbarer Baum hat weniger zu befürchten. Deutung:  Ein hoher Baum fängt viel Wind. Oder :Viel Besitz macht verletzbar.

 

        Oft war das Emblem zusammengesetzt aus einem Rätsel.[3] Der weitere Ausbau dieses      Genres erfolgte, und es wurde in ganz Europa bekannt. Es gab heroische Emblemsammelbände, ethisch-moralische, religiöse, didaktische und erotische Embleme. Albrecht Schöne, ein deutscher Forscher der Emblematakunst schätzt, dass mehr als eine Million Exemplare im sechzehnten bis achtzehnten Jarhhundert erschienen.[4] In den Niederlanden waren es zuallererst die sogenannten ‘Rederijkers’ die sich an diese neuen Kunstform wagten. Bekannte Schriftsteller der Renaissance waren in dieser Hinsicht Daniël Heinsius,  Pieter Cornelius Hooft und  Jakob Cats. Ein Beispiel aus Hoofts Emblemata amatoria ist folgendes:

 

Waerom ghy meer als ick?                                    Warum Sie mehr als ich?

 

                                              

Ick quijn; een ander sal mijn Lief                           Ich schmachte; ein anderer wird

Haer trouw ontfaen:                                      Die Treue meiner Geliebten empfangen             

  Twee Roosen een schoon  Déen                            Zwei Rosen gleich schön, die Eine

Plucktmen dáer blijft staen.  [5]                                Pflückt man, die Andere bleibt stehen.

Die realistisch gefärbten Emblembände findet man bei Roemer Visscher in seinen Sinnepoppen (1614)[6] Bekannt sind auch die Embleme aus Cats’  Spiegel van den ouden ende nieuwen tijdt. (1632)[7] ( Spiegel der alten und neuen Zeit).

Emblemstudien sind interdisziplinär. Das liegt in der Natur der Sache. Offenbar wechselt das Thema zwischen visuell und verbal, und innerhalb des Verbalen zwischen der ‘Lingua Franca’ des Neo-Lateins bis zu verschiedenen europäischen Dialekten. 

Der wirkliche Beweggrund hinter vieler Symbolik war die Periphrase, das ist um jeden Preis verhüten die kühne Erklärung zu geben von das was besteht, im Grunde  abgedroschene Klischees und dursichtig.[8]

Jan Luiken  

 

Einer der denkwürdigsten Vertreter der niederländischen realistischen Emblemliteratur ist Jan Luiken (1649-1712). Er war nicht nur Schriftsteller und Dichter, sondern auch Graveur. Mit seinem Sohn Casper hat er mehr als 4000 Gravüren hergestellt. Er war  dadurch im Stande eine ungekannte Symbiose zwischen Text und Bild zu erreichen. Die Themen sind realistisch: die Natur, das Lebensalter,  die Handwerksberufe, der Hausrat,  das Spielzeug usw. Der Dichter weist mit seinem Zeichenstil nach oben, auf den Himmel, auf Gott. Interessant in dieser Hinsicht ist die Dissertation die handelt über Jan Luiken, der Illustrator und Mitreisende von John Bunyan (1628-1688).[9]

Luikens Band Spiegel van het menselyk bedryf (Spiegel der menschlichen Betriebsamkeit) aus dem Jahre1694 wird besonders geschätzt aus kunsthistorischer Sicht. 1987 erschien eine Studie genannt Die Skizzen zum Ständebuch , hundert Vorzeichnungen in Feder und Pinsel von Jan Luyken zu Radierungen für das Ständebuch Het menselijk bedrijf’.[10]  De beschouwing der wereld  (Die Beobachtung der Welt) aus dem Jahre1708 enthält unter anderem  die menschliche Lebensgeschichte, die in dem Emblemband aus seinem Todesjahr 1712 näher ausgearbeitet ist: Des Menschen Begin, Midden en Einde. (Des Menschen Anfang, Mitte und Ende).[11] Das Buch hat einen Untertitel: Aus allem lernt man. Es ist seinem Enkelsohn Joannes Luiken gewidmet.

Zwischen 1712 und 1782 erschienen von diesem Buch sogar elf Ausgaben, hier ist also die Rede von  einem allgemein bekannten Werk. In dieser Vorlesung steht die Bearbeitung dieses Werkes zentral. Es handelt sich um eine Publikation aus dem Jahre 1824 von Petronella Moens (1762-1843)[12] und ihrem Freund, Willem Hendrik Warnsinck(1782-1853)[13]. Sie arbeiteten zusammen an der Ausgabe von ’s Menschen Begin, Midden en Einde.[14]    

 

Moens & Warnsinck

 

Petronella Moens (1762-1843) war die blinde Tochter eines Pfarrers aus Seeland. Sie hat mehr als 150 gedruckte Werke publiziert, Gedichte, Kinderbücher, moralische Verhandlungen und politische Pamphlete. Ihr Biograph, der Geschäftsmann und sozial bewogener Mensch Willem Hendrik Warnsinck (1782-1857), war ihr treuer Freund in der Dichtkunst und sie arbeiteten manchmal zusammen. 

Ich versuche einen Vergleich zustande zu bringen zwischen dem Original-Emblemband von Luiken und dieser Bearbeitung von Moens und Warnsinck, mehr als hundert Jahre später. Wichtig sind in dieser Hinsicht zwei Artikel von Piet Hoek aus 1913 und 1914 aus der Zeitschrift  Den Gulden Winckel[15]. Hoek ist davon überzeugt, dass sowohl Luiken als Moens & Warnsinck ihr Buch für Kinder geschrieben haben. Der Literarturforscher H. Pomes ist der Meinung, dass es sich um ein Buch für Erwachsene handelt, wie man in seiner Dissertation  über die Kindergedichte von Van Alphen lesen kann.[16]

 

Aus den einundfünfzig Themen in dem Buch von Luiken wählten Moens & Warnsinck sechsundzwanzig Themen  aus, aber sie liessen neue Bilder dazu zeichnen. Deutlich ist, dass beide Bearbeiter auf ihr Herz gehört haben und, dass die Pädagogik des neunzehnten Jahrhunderts dabei grossen Einfluss hatte. 1824 stand das Lernen im Mittelpunkt. Nur fünf Embleme von sechsundzwanzig im Bande von Moens & Warnsinck haben das Thema Kinderspiele, weil  es im 17. Jahrhundert  noch einunddreissig von  einundfünfzig Emblemen mit diesem Thema gab.  Die Kinder in der Zeit von Moens & Warnsinck sollten sich insbesondere nützlich beschäftigen.

 

Themen

Moens & Warnsinck haben nicht nur Bilder von Luiken weggelassen, sie haben auch neue Themen eingeführt:

1. Die Entspannung ( die Jugend soll künstlerisch tätig sein)[17]

2. Die Lernschule für Mädchen ( die weibliche Handarbeit)[18]

 

           Leerschool voor meisjes.

 

Zoo werkzaam? lieve jeugd! o laat toch, dierbre kindren!

                      Uw vlijtbetoon door niets vermindren:

De traagheid baart verlies, de werkeloosheid pijn.

                      Wilt ge eens in moeders voetspoor treden,

Bekwaamt en oefent u dan in die kundigheden,

Die ’t huisgezin tot nut en d’ echt tot zegen zijn!

 

 

           Lernschule für Mädchen

 

So arbeitsam? liebe Jugend? o lasst doch liebe Kinder!

                      Euren Fleiss bezeugen durch keines vermindern:

Die Trägheit bereitet Verlust, die Untätigkeit Schmerz.

                      Wollt ihr einmal in Mutters Fussstapfen treten,

Bildet euch aus und übt dann die Fähigkeiten,

Die der Familie von Nutzen und der Heirat ein Segen sind.

3. Der Gottesdienst [19]

 

Ontwijdt Gods tempel niet door valsche schijnvertooning,

                      Bij ’t heiligst werk, bij lofzang en gebeên!

De Godsdienst wil een rein gemoed ter woning,

                      En vraagt van ons het hart alléén.

Gelukkig zij, die God, den ongezienen,

Naar Jezus’woord, in geest en waarheid dienen.

 

Der Gottesdienst

 

Entweihe nicht Gottes Tempel mit einem falschen Ablenkungsversuch,

                      Bei der heiligsten Arbeit, beim Lobgesang und Gebeten!

Der Gottesdienst will ein reines Gemüt zum wohnen,

                      Und fragt von uns das Herz allein.

Glücklich die Leute, die Gott, den Ungesehenen,

Nach dem Wort Jesu, dienen in der Geist und der Wahrheit.

4.                Het Huwelijk[20]

In ’s Heeren huis elkaâr de hand te geven,

                      Is plegtig, is aandoenlijk teêr:

Maar met en voor elkaâr en altoods blij te leven,

                      Dit zegt oneindig meer.

Begeert ge, o minnend paar! Die reine zielevreugd?

Dan ruste uw trouwverbond op godsdienst, liefde en deugd.

                        Die Trauung

In Gottes Haus einander die Hand zu geben

                      Ist feierlich, ist ergreifend zart.

Aber mit und für einander und immer froh zu leben,

                      Dies sagt unendlich mehr.

Begehrt ihr, o liebendes Paar, die reine Seelenfreude?

Dann beruhte euer Traubund auf Religion, Liebe und Tugend.

5. Die Handwerksberufe[21]

6. Der Handel und die Seefahrt[22]

Die Wahl für diese Themen spiegelt die Änderungen wider, die seit dem 17. Jahrhundert  auftraten in sozial-ökonomischer und religiöser Hinsicht.

Die Themen von Luiken:                                                                                                        

Das Kind wird geboren[Seite 3], Das Kind wird bedient  [5], Das Kind bekommt seinen Brei  [7], Das Kind wird getragen [9], Das Gängelband [11], Der Gehwagen [13], Die Wiege [15], Der Fallhut [17], Der Spielstuhl [19], Das Kind wird gesäubert [21], Das Kind wird beschützt [23], Das Kind  ist gefallen [25], Das Kind wird geschlagen [27], Das Kind weint [29], Die kleine Mühle [31], Das Steckenpferd [33], Die Flöte [35], Die Trommel [37], Das Kind betet [39], Das Kind geht zur Schule [41], Die Rute [43], Das Kind wird ermahnt [45], Die Blase [47], Das Kind macht Seifenblasen [49], Die Puppe [51], Puppengüter [53], Das Steinefangspiel [55], Die Kralle [57], Das Kind wird gewarnt [59], Das Kind soll gehorchen [61], Der Reifen [63], Das Kind geht ins Bett [65], Die Murmel [67], Das Kind geht durch eine Leine [69], Das Zehenglied [71], Der Ochsenzahn [73], Der Drachen [75], Der Kreisel [77], Der Werfkreisel [79], Der Bogen [81], Die Peitsche [83], Die Schleuder [85], Der Kolben [87], Das Feld für ein Hüpfspiel [89], Das Kind übt ein Handwerk aus [91], Das Kind studiert [93], Der Heranwachsende [95], Das Kind ist erwachsen geworden [97], Das Kind ist alt [99], Der Mensch im Stande [101], Der Mensch stirbt [103].

Die Themen von Moens & Warnsinck

Das Kind wird geboren [Seite 3], Das Kind am Brust [ 5], Das Kind wird angezogen [7],

Das Kind in der Krippe [9], Das Kind wird getragen [11], Das Kind wird gebadet [13],

Das Kind im Kinderstuhl [15], Das Kind lernt gehen [17], Das Kind mit dem Fallhut [19],

Das ungehorsame Kind [21], Das betende Kind [23], Das Kind geht zur Schule [25], Das Kind mit der Blechtrommel           [27], Das Seifenblasen [29], Das Kind mit der Puppe [31],

Der Flieger [33], Die spielende Kinder [35], Der Junge wählt einen Beruf [37],

Die Lernschule für Mädchen [39], Entspannung [41], Gottesdienst [43], Die Trauung [45],

Die Handwerksberufe [47], Die Handel und die Seefahrt [49], Das Alter [51], Der Mensch stirbt [53].

Überschrifte

 Das Vorwort des Emblembuches von Jan Luiken ist ein Gedicht, das seinem Enkel        gewidmet ist. Auch in ihrem Vorwort machen die Bearbeiter  Moens & Warnsinck eine Aussage über  ihre Absicht mit  ihrem Buch.  Sie erklären ihre Wahl für einzeilige Überschrifte, statt der Reime von Luiken. Warnsinck sagt, sie seien zu kompliziert und nicht geeignet für Kinder.[23] Die Überschriften von zwei Zeilen im  Buch von Luiken sind  nämlich rätselhaft. Sie  haben ein Reimwort in der Endposition. Warnsinck schreibt die Überschrifte, die kurz sind und eindeutig beschreibend.        

 

Zum Beispiel:

 

1.  Warnsink: Das Kind wird gewaschen. [24]

               Luiken: Ertrage  das Leid, um Reinheit[25]

 

2. Warnsink: Das Kind mit der Blechtrommel[26]

              Luiken: Es gibt manchmal viel Lärm

                           Aber es bedeutet  nicht viel. [27]

 

3. Warnsinck : Der Mensch stirbt[28]

              Luiken : Der Anfang und das Ende kam[en]

                            Es geht ihm wohl, die das Beste mit sich nahm.[29] 

 

4. Warnsinck: Das Kind lernt gehen.[30]

              Luiken: Der Gehwagen,

                            Fordert die Swäche lehnen,

                            Gott gibt seine Unterstützung.[31] 

 

Die Bilder

 

Die Bilder (Embleme) van Luiken haben das typische Kennzeichen des 17. Jahrhunderts.

Man sieht immer eine kleine Gruppe im Vordergrund, meistens sind das die Kinder, und im Hintergrund stehen  die Pädagogen als Erwachsene. Zum Beispiel die Eltern oder der Lehrer oder der Pfarrer.

Die Gravüren aus der Reihe Moens & Warnsinck sind ziemlich leer. Es gibt wenige Leute, ein Wohnzimmer, eine Ecke oder ein Fenster im Hintergrund. J. von Meurs hat die Bilder  entworfen, Der Graveur war J.A. R. Best, ein  taubstummer Jüngling, der in einem anderen Buch von Moens erwähnt wird.  Die Titelgravüre  ist von J.H. Warnsinck.  

Die Gedichte 

Das Thema “Ein Kind wird geboren” inspiriert Luiken wenn er sagt:

 

            ’t Onnozel Schaapje, zonder gal,

          Dat zonder zyn begryp gebooren,

              Komt kyken, in het Jammerdal,

          Weet weinig wat hem staat beschoren.

             Brengt hy der ’t zieltje zalig af,

             Zo vaard hy met geluk in ’t graf.

 

   Das unschuldige Schäflein, ohne Bitterkeit,

Das ohne Verstand geboren

Kommt gucken in dem Jammertal,

Weist nicht, was ihm geschieht:

Bringt er seine Seele zur Seligkeit,

Dann fährt er mit Glück ins Grab.[32]

 

Het kind wordt gekleed.  (Moens & Warnsinck, Seite 7)

 

               Gelukkig is het kind

            Dat, in zijn’ levensmorgen,

              Een moeder vaardig vindt,

            Om voor zijn nut te zorgen.-

          Bemin uw moeder dan altijd,

          Wie gij zoo veel verschuldigd zijt.

 

 Das Kind wird angezogen

 

    Glücklich ist das Kind

Das in seinem Lebensmorgen

  Eine Mutter fähig findet

  Ihm nützlich zu sein.-

Liebe deine Mutter dann immer,

Der du sovieles zu verdanken hast.

 

  Het Molentje (Luiken Seite 31)

De dingen die ons tegen staan

Die doen het stille leven gaan.

 

Indien het onderjaarig Kind,

Wil, dat zijn Molentje zal draaijen,

Zoo loopt het lustig tegen wind,

En laat zijn kaakjes rood bewaayen.

o Tegenwind, en tegenstroom,

Gy maakt de oude kind’ren vroom.

 

Die kleine Mühle

Die Sachen die uns zuwider sind

Die lassen das ruhige Leben gehen.

 

Wenn ein minderjähriges Kind,

Seine kleine Mühle drehen lässt,

Geht es lustig im Gegenwind

Und lässt seine Backen erröten.

O Gegenwind, und Gegenströmung,

Ihr macht die erwachsene Kinder fromm.

 

   

Die Prosatexte

 

Ein weiterer Unterschied zwischen Luiken und Moens & Warnsinck betrifft die Prosatexte. Luiken hatte  baptistische Sympathien. Er war in der zweiten Hälfte seines Lebens ein sehr frommer Mann und  es ist nicht verwunderlich, dass er  auch in diesem Buch zu jedem Bild auf der linken Seite einige Bibeltexte aufführt. Manfred Bambeck  schreibt in seinem Artikel  ‘Das Sprichwort im Bild, Der Wald hat Ohren, das Feld hat Augen, Zu einer Zeichnung von Hieronymus Bosch’:[33]

 

  Wir müssen uns immer wieder vergegenwärtigen, dass die Allegorese, ganz besonders die biblische, bis tief ins 16. Jahrhundert hinein eine geistige Erscheinung ersten Ranges gewesen ist. Das weitaus wichtigste Buch blieb die Bibel. Und nur langsam fing man an, sie ohne den allegorischen Leitfaden der Kirchenväter und Kirchenlehre zu lesen. Noch ein Gelehrter und Humanist wie Erasmus von Rotterdam, was weithin oft übersehen wird, hat sich entschieden für die Allegorie eingesetzt, 

 

Warnsinck war der Dichter der Poesie unter den Bildern, Moens schrieb die Prosatexte an der linken Seite. Sie sind durchaus moralisch, nicht zu schwer und an den Erwachsenen gerichtet. Die Prosatexte von Luiken sind nur Bibelfragmente, ohne weiteres, dadurch nur geeignet für Erwachsene. Er zitiert Psalmen, die Sprüche Salomos und Briefe aus dem Neuen Testament.

Moens richtet sich im Vorwort zwar an die Kinder, die Bilder und Gedichte eignen sich auch dazu, die Texte in Prosa sind aber typisch pädagogisch und nicht spielerisch. Moens sagt am Anfang:

 

Lest und wiederlest die Prosa immer wieder  und versucht die Vorschriften  und Ermahnungen treu zu befolgen.     

 

‘Das Kind wird geboren’ gibt Luiken diese Wörter in dem Feder:

[Ijob. Kapittel XIV: 1,2]

Der Mensch, vom Weib geboren, knapp an Tagen, unruhvoll,

er geht wie die  Blume auf, und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht bestehen.

 

[Johannes. Kapittel III: 5,6]

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das     ist Geist. 

 

Zum selben Thema schreibt Moens:

Wir freuen uns recht wenn ein Kind geboren ist, wir begrüssen nicht nur einen neuen Teilnehmer der Freude, des Guten, das unser Vater im Himmel auf Erden seinen denkenden Kinder bereitete, sondern auch begrüssen wir einen neuen Teilnehmer der reinen Wonne, die redliche und sittliche Geschöpfe in diesem und im ewigen Leben geniessen können. Ja liebe Jugend, die Stunde der Geburt ist ein heilige, fromme Stunde, der Anfang eines ewigen Lebens. Die Stunde schöpft Freude, nicht nur unter Freunde und Verwandten, nicht nur im Elternhaus, sondern auch im Himmel.[34]

   Das Kind studiert  (Luiken)[35]

Die ’t Best kan schiften uit het veel,

Heeft Wysheids Allerhoogste Deel.

[Die Herkunft des  Prosatextes  von Luiken is der Brief Jakobus Kapittel III: 13-18.]

 

Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werte in der Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bittern Neid und Zank in eurem Herzen, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit.

Das ist nicht die Weisheit, die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflich.

Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding.

Die Weisheit aber von obenher ist aufs erste keusch, darnach friedsam, gelinde, lässt sich sagen, voll unparteiisch, ohne Scheuchelei.

Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesäet im Frieden, denen die den Frieden halten.

 

Das Thema wird ausgedehnt im Edition Moens & Warnsinck:

Das Kind geht zur Schule

mit dem Text von Moens:

Er, dessen Möglichkeiten un die Umstände es zulassen die Sprache der alten Völker zu lernen, und [..] zu üben, er verdient, so lange kein Hochmut ihn erniedrigt, alle Ehr und auch er, der ein nützliches Handwerk lernt, empfängt in seinem Kreis diese selbe Ehre. [36] 

 

Und

 Der Junge wählt einen Beruf[37] ( Bild zeigen)

 

Fleiss, Treue, Geduld und Untergebenkeit ist der schönste Schmuck der arbeitsame Jugend. Jeder Beruf ist wichtig für die Gesellschaft und erfordert Hochachtung. 

 

Moens paraphrasiert Prediger:[Kohelet]

Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren,bleibt Kinder in der Tugend, aber seit Jünglinge in der Weisheit.

 

 Das neue Thema, Handwerksberufe [Bild zeigen] ist treffend wegen der Abbildung einiger jungen Studenten, die einem Zimmermannslehrling die Hand reichen. Herablassend sprach die Elite über den braven Handwerksmann. Keineswegs war der Rede davon dass die Oberschicht sich encanaillierte mit den gewöhnlichen Leute.[38]  Moens ist anderer Meinung, sie schreibt:

In einer Gesellschaft  zivilisierter Leute, ist der Handwerksmann gleich unabkömmlich wie der angesehenste Beambter oder Staatsmann. [39]

  In diesen Prosatexten konnte Moens auch ihre Geschichten los werden, worin es sich handelte um Jüngere die vom Pfad der Tugend abwichen und  Waisen die durch slechte Freunde immer schlimmere Probleme trafen. Dagegenüber stellte sie die guten, gottesfürchtigen Typen, die ruhig, und immer wohltuend ihren Lebensweg beschreiten.  Deutlich ist dass Moens in ihren Prosatexten moralische Reden verarbeitete, im Einklang mit dem Ziel der Ausgabe des Buches. 

  Die Annerkennung Luiken versus Moens & Warnsinck

 

Hoek hat Recht als er die Dichtkunst von Luiken höher schätzt als die von Warnsinck. Die Gedichte von Luiken sind schlicht und einfühlsam und viel weniger überladen mit gegennatürliche hochtrabende Wörter, urteilt Piet Hoek. Die kleine Gedichte von Warnsinck sind ungleicher Wert, die Überschrifte im erster Teil sind leichtfüssiger als die spätere, mehr retorische Gedichte. Das Prosa von Moens wird im Allgemeinem etwas zu hochtrabend und zu blumenreich  geachtet.[40]   

 Der Fallhut

Das Emblem das mir sehr gefällt ist Das Kind mit der Fallhut.

 

Luiken sagt dazu:

 

De Valhoed

 

 

Bedekt het teere bloot voor zeere val of stort

 

Nu ’t kind alleen zal loopen leeren,

En evenwel zich niet bezeeren,

Zoo heeft zijn Moeder hem beheod:

Ach Heer! Behoed doch zo ons herte,

Voor ’t quaad van zonderlijke smerte,

                                                                                     En quetsing van het teer gemoed.

 

Moens benützt ein praktisches Hilfsmittel für eine warnende Abhandlung über das Pfad der Tugend:

 

Der Fallhut oder das Fürsorgemittel gegen fallen, is sicher erst ausgedacht von einer liebenden sorgenden Mutter. Es ist natürlich, dass ein junges Kind, wenn er zuerst anfängt zu gehen, einfach steubert und fällt. Die liebe Kleine wird dadurch abgeschreckt und wagt es vorläufig nicht mehr zu gehen, ohne Unterstützung einen kleine Schritt zurück zu gehen. Auch hat nicht selten das weiche Gehirn eines Kindes, durch einen Fall auf den Kopf, sehr gelitten: was sage ich? In meiner Jugend kannte ich ein Kind, das, ungefähr ein und ein halbes Jahr alt, mit seinem Hinterkopf auf eine Schwelle fiel, wodurch das  Gehör  vernichtet wurde und das Kind deshalb auch die Fähigkeit zu sprechen verlor. [..] Ist es deswegen verwunderlich dass die mutterliche Fürsorge Fallhütte erfand? [..]

O du, liebe Jugend, die ihrer erste Kindheit vorbei seit! Jeden Augenblick seit ihr dem Fallen ausgesetzt, nicht wie das zarte Kind, das noch stolperend hingeht, und  sich nur für körperlichen Schmerz hüten soll, nein, ihr  seit dem Fallen der Untugend ausgesetzt. Nur ein wachsames Auge auf euer Herz und eure Begierde halten, kann ihr für einen derartigen Fall hüten. [41]    

 

Schlussfolgerungen

 

1.      Die Emblemata sind immer benützt für Pädagogische  Ziele und sinds dazu auch sehr geeignet.

2.      Die Kombination von Wort, Bild und Sprache in Prosatexten und Gedichte, war schon vom 16. Jahrhundert bekannt.

3.      Die Jugendliteratur ist immer eine Abspiegelung des Zeitgeistes und Emblembände geben deshalb die Auffassungen  ihrer  Authoren wieder.

4.      Der Vergleich der Bücher von Jan Luiken und Moens & Warnsinck  desselben Titels ’s Menschen Anfang, Mitte und Ende   skizziert die Entwicklung von religiöser Poesie zur Aufklärung.

5.      War im 17. Jahrhundert das Kind das Zentrum des Gedankens, im 19. Jahrhundert  war die Nützlichkeit Nummer Eins.

6.      Mein Spielen wird Mein Lernen, die Spielstunde ist vorbei.    


 

[1] Aristoteles in: De Anima, 431 a 17.[ Nothing can be spoken by the mouth, which was not previously experienced by the senses. ] Zitat aus John Maning, The Emblem,London 2002, Introduction.

[2] K. Porteman, Inleiding tot de Nederlandse emblemataliteratur, Groningen 1977.

[3] John Landwehr, Emblem Books in the Low Countries, 1970.

[4] Albrecht Schöne, Emblematik und Drama im Zeitalter des Barock, München 1968.

[5] Emblemata Amatoria Afbeeldinghen van minne, Emblèmes d’amour, van P.C. Hooft (1611).

[6] Roemer Visscher, Sinnepoppen, Amsterdam 1614.

[7] Jacob Cats, Spiegel van den ouden ende nieuwen tijdt.

[8] The real motive behind much symbological activity was periphrasis: at all costs, to avoid the bold statement of what was, at bottom trite and obvious. In: Peter M. Daly and John Manning, Aspects of Renaissance and Baroque Symbol Theory 1500-1700, 1999.

[9] H.van ’t Veld, Beminde broeder die ik vand op ’s werelts pelgrims wegen, Jan Luyken (1649-1712) als illustrator en medereiziger van John Bunyan (1628-1688), Utrecht 2000.

[10] Die Skizzen zun Ständebuch; hundert Vorzeichnungen in Feder und Pinsel von Jan Luyken zu Radierungen für das Ständebuch Het menselijk Bedrijf, Amsterdam 1694; mit einder Einführung und Bildkommentaren hergestellt von Margarete Wagner und einem kunsthistorischen Nachwort von Michiel Jonker, Freiburg im Breisgau, Herder, 1987. 

[11] Jan Luiken, Des Menschen Begin, Midden en Einde, vertoonende het kinderlyk bedryf en aanwasch, in eenenvyftig konstige figuuren, met goddelyke spreuken en stichtelyke verzen. (1712) Piet Hoek gründet seinen Artikel auf die Ausgabe von de Erven F. Houttuyn  aus 1772. Die Autorin arbeitete mit der Ausgabe  von 1782.

[12] Über sie eine Dissertation: Ans J. Veltman-van den Bos, Petronella Moens (1762-1843), De Vriendin van ’t Vaderland, Nijmegen 2000. 

[13] W.H. Warnsinck (1782-1853) war  Gründer eines Gesellschaftes für sittliche Verbesserung Gefangener und Mitglied des Vorstandes wichtiger Nutzgesellschaften. Er war befreundet  mit  dem Französischen Politiker Gogel und mit Hendrik Tollens, ein bekannter Dichter seines Zeites. 

[14] P. Moens & H. Warnsinck, ’s Menschen Begin, Midden en Einde, Amsterdam 1824.

[15] Piet Hoek, ‘Uit de oude school, Emblemata voor kinderen’. In: Den Gulden Winckel,  Amsterdam, Okt. 1913, S. 148-151, resp. Den Gulden Winckel 1914, S. 19-22.

[16] H. Pomes, Over Van Alphen’s kindergedichtjes, [..] Rotterdam 1908, S. 110-111.

[17] Moens & Warnsinck, S. 41.

[18] Ibidem, S. 39.

[19] Ibidem, S. 43.

[20] Ibidem, S. 45.

[21] Ibidem, S. 47.

[22] Ibidem, S. 49.

[23] Ibidem, Vorwort.

[24] Moens & Warnsinck, S. 13.

[25] Jan Luiken, S. 21.

[26] Moens & Warnsink,  S. 27

[27] Jan Luiken, S.

[28] Moens & Warnsinck, S. 53.

[29] Jan Luiken, S. 103

[30] Moens & Warnsinck, S. 17.

[31] Jan Luiken, S. 18.

[32] Jan Luiken,  S. 3.

[33] Manfred Bambeck, ‘Das Sprichwort im Bild’ in : Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der Gestes- und Sozialwissenschaflichen Klasse , Jahrgang 1987, no. 10.

[34] Moens & Warnsinck, S. 2.

[35] Jan Luiken, S. 93.

[36] Moens & Warnsinck, S. 24.

[37] Ibidem, S. 37.

[38] Moens & Warnsinck, S. 47.

[39] Ibidem, S.46.

[40] W.H. Warnsinck & J. Decker Zimmerman, Petronella Moens, 1843, S. 199.

[41] Moens & Warnsinck,  S. 18.

 

 

Belangstelling voor pedagogiek en historische kinderboeken brengt de Moensliefhebber bij andere auteurs van kinderboeken. Zo hield Ans J. Veltman-van den Bos in maart 2006 een lezing over de schrijver van kinderboeken W.G. van de Hulst in Utrecht voor het Gezelschap van Christelijke Historici. Een publicatie in de Sertabundel Populaire historiografie is in voorbereiding